50 mal z = rok im Quadrat – Interview mit Z-Rok
Meister Z-Rok, auch bekannt als Wolfgang Lehnerer, geboren 1966 in Monaco di Bavariä, hat sich mit über 30 Jahren leidenschaftlichen Schaffens etabliert als einer der bedeutendsten und bekanntesten Graffiti-Sprüher im Raum München – und weit darüber hinaus. Er ist vor allem ein „style – type writer“, der das geschriebene Wort voller Leidenschaft ästhetisch optimiert. Längst hat er sich von den gängigen Standards des „traditionellen New Yorker“ Graffiti gelöst und verleiht ihm frische Impulse.
Astrid Weindl, Leiterin der FÄRBEREI, in der Z-Rok junge Graffiti-Künstler*innen fördert, sprach kurz vor Eröffnung der Ausstellung mit ihm:
Wieso 50?
Da musst du meine Eltern fragen.
Seit wann bist du im öffentlichen Raum tätig?
Seit 50 Jahren (lacht…) Ich habe schon als 6-jähriger großflächig mit Kreide auf der frisch geteerten Straße – was nicht gut ankam – gemalt: ein Roboter mit Innenleben. Am Fuß war eine Tür durch die man gehen konnte. Im Inneren befand sich eine Wohnung mit mehreren Räumen. Ich glaube, der Roboter konnte auch fliegen. Mit Wasser und Besen musste ich mein Werk selbst buffen.
Wann hast du mit dem Sprayen angefangen?
Das war Anfang `83, mein erstes richtiges Graffiti habe ich 1984 gemacht.
Wie bist du zum Sprayen gekommen?
Anfangs habe ich nur mit Freunden in meinem Wohnort gesprayt – die Stadt war noch tabu.
Seit ihr erwischt worden?
In der Anfangszeit hat die Staatsgewalt gar nicht kapiert, was da los ist. Es gab auch noch wenige Graffitis. Man hat es zwar gesehen, aber es war nicht die ganze Stadt zugeschmiert – nur ein paar Flächen. Und dann ging es aber sehr schnell, dann kam die erste Soko, das war so Ende ´84.
Bist du auch mal erwischt worden?
Ein – zweimal. Einmal gab es eine Verhaftungswelle, da wurde mein Zimmer durchsucht. Es wurde alles mitgenommen: Schulhefte, alles, wo ein Tag drauf war. Meine Schallplatten lagen alle auf dem Boden und waren zerlegt. Die meisten Sachen habe ich später wiederbekommen – ein paar Sachen hat die Polizei behalten.
Wie hast du damals gesprayt?
Klassischer New York-Stil.
Warum hast du im New York-Stil gearbeitet, woher hattest du die Vorlage?
Aus New York. Ich war 1980 im Urlaub in New York und da hab ich überall Graffitis gesehen. Die haben mich sehr interesseiert und fasziniert. 1983 war dann im art-Magazin ein Artikel über New Yorker Graffiti und dann hatte ich einen Bezug dazu und habe losgelegt.
Was hat dich motiviert bis heute beim Graffiti-Sprayen zu bleiben?
Das ist das Einzige, was ich kann. Mein Vater hat mich zwar zu einer Lehre im Handwerk überredet, aber ich hab darin nicht weitergearbeitet. Ich hab viel gelernt, vor allem mit Werkzeugen umzugehen, was mir natürlich in meiner jetzigen Arbeit absolut zu Gute kommt.
Was hat dich dazu bewegt beim Graffitisprayen zu bleiben und Künstler zu werden?
Ja mei, Künstler … Irgendwann haben mir die Leute Geld bezahlt, damit ich Graffitis male. Dann sagte man mir, dass ich Künstler bin. Ich sehe mich eigentlich nicht als Künstler, sondern als Handwerker. (lacht)
Deine Kunstwerke sind relativ preisgünstig. Du könntest weitaus mehr verlangen.
Ich möchte, dass sich alle Kunst leisten können.
Du gehörst zweifelsohne zu den konsequentesten Künstlern.
Ich sehe nicht ein, warum ich etwas anderes werden soll. Viele sind ja aufgestiegen zum Grafiker oder Illustrator. In den 90igern war das so. Viele haben gesagt, ich höre jetzt auf mit Graffiti und werde Grafiker und lerne etwas „Anständiges“ und mache etwas draus.
Viele ehemalige Sprayer wollen ja nicht mehr gerne mit Graffiti in Verbindung gebracht werden. Ist das bei dir auch so?
Ich mache ja Graffiti, also warum. Meistens mache ich Stylewriting – also schreiben von Hiphop und Rapbuchstaben.
Hattest du mit HipHop / Rap mal etwas zu tun?
Ich habe gebreakt als kleiner Bub und wir hatten auch eine kleine Breakergruppe mit der wir mal in Furth im Wald aufgetreten sind. Wir standen sogar in der Zeitung. Einmal sind wir sogar in der Fußgängerzone in München aufgetreten.
Was zeigst du in der aktuellen Ausstellung?
Meine Werke aus den letzten Jahren – einen Querschnitt. Jetzt, wo ich sie so hängen sehe, denke ich, dass sie alle gleich aussehen. Ich dachte immer, ich hätte ganz verschiedene Stile.
Also hast du einen eigenen Stil. Du machst ja auch Skulpturen. Das ist eher ungewöhnlich für einen Graffitikünstler. Was machst du da genau?
Ich bastle. Ich bastle Buchstaben – nur Buchstaben und Köpfe und Masken. Total straighter Style eben …
Ist es dann einfach, deine Sachen zu kopieren?
Darf doch jeder. Es gibt doch Viele, die sich inspirieren lassen. Direkt kopieren tut es natürlich keiner, weil jeder sagen würde „ ah wieder ein Schüler vom Z-Rok“. Außerdem hat jeder seinen eigenen Stil, man muss sich nur trauen, ihn auch zu realisieren.
Du gehörst ja zu den großen, prominenten Graffitikünstlern und hast jetzt quasi die Hälfte deines Lebens hart daran gearbeitet, deinen Style zu vervollkommnen.
Kann man den Style vervollkommnen? Ich lerne immer wieder etwas Neues. Man lernt ja immer wieder dazu, entdeckt neue Materialien. Hört das jemals auf? Wenn es aufhört, dann höre ich auch auf. Da würde ich sterben.
Das Grabkreuz würde ich gerne sehen. Ein Style, oder?
Bei mir gibt es kein Kreuz. Ich bin keiner Religion zugehörig. Ich will verbrannt werden. Die Asche muss mit Pigment angerührt werden, in eine Spraydose gepackt werden und dann kann jeder ein Tag von mir machen.