Svenja Wamser – Designing the Disaster
Designing the Disaster – the book & the room
Room without a view – room without a book
Buchprojekt & Rauminstallation von Svenja Wamser
10. bis 17. Februar 2018
Vernissage 9. Februar ab 19 Uhr
Sa/So 14 bis 17 Uhr
Mo bis Fr ab 19 Uhr nach Vereinbarung möglich mail@svenjawamser.com
„Designing the Disaster“ ist ein Buchprojekt, das sich anlässlich der Ausstellung im Raum entblättert. Es operiert im Spannungsfeld zwischen rationalem und intuitiv-subjektivem Forschen. Präsentiert wird ein Denken, das die beiden Herangehensweisen miteinander verbindet und darüber hinaus ästhetische Praxis selbst zum Gegenstand der Forschung macht. Es geht um die Verschränkung von gestalterischem Denken und Handeln – um die Symbiose von intuitivem, subjektivem künstlerischen Forschen und klassisch rational-wissenschaftlichem Forschen. So wird ästhetische Reflexion als Erkenntnistool angesehen – Ästhetik kann starre Denkstrukturen und streng wissenschaftliche Formen auflösen.
Die Designarbeit zeigt, wie gestalterisches und theoretisches Denken und Handeln einem Ping-Pong-Spiel ähneln – einer Dauerbewegung, einem Jonglieren und Feinjustieren zwischen Verstand und Intuition, zwischen Feinsinn und Wahnsinn, zwischen Form und Funktion, zwischen Ästhetik und Inhalt, zwischen Norm und Freiheit.
Ästhetik als Form des (visuellen) Denkens steckt in gestalterischer Praxis, bleibt hier aber nicht stecken, sondern lässt sich in einem theoretischen Reflexionsprozess aufhellen und verstehen – sinnlich und rational. Auf diese Weise setzt ästhetisches Denken Wissen voraus, dazu ikonisches und prä-rationales „Denken“. Es produziert Wissen und publiziert Wissen.
„Designing the Disaster“ konzentriert sich auf ästhetische Praxis und nutzt Momente der Komik, um Resilienzmomente entstehen zu lassen. Komik wird dabei als eine mehr oder weniger starke Aggression gegenüber logischen, moralischen und ästhetischen Normen verstanden. Sie hat eine starke Nähe zu vorbewussten und kreativen Kräften, in denen die Vernunft an ihre Grenzen geführt oder zeitweise narkotisiert wird. So kann eine vermeintlich schwierige Situation und die daraus möglicherweise entstehende Traumatisierung für einen Moment entschärft und auf Dauer gemildert werden, sodass es vielleicht zu einer Heilung kommt. Zentral ist die erkenntnisbildende Funktion der Gestaltung. Fokussiert wird das Denken am Objekt – der Publikation, ein „Knowledge in the making“. Thematischer Schwerpunkt ist das Verhältnis von Kunst, Dialektik, Desaster und Prokrastination.
Desaster sind Katastrophen, Tragödien, Ereignisketten, in denen Individuen ins Unglück stürzen. Katastrophen können individuell oder gesellschaftlich ausgelöst sein – oder beides gleichzeitig.
Ausgangspunkt des Projektes „Designing the Disaster“ ist das Gefühl des Gescheitert-Seins – das Gefühl, Arbeitsanforderungen, Zeitrahmen, Deadlines, Kreativität auf Knopfdruck temporär nicht gewachsen zu sein – das Gefühl von Überlastung, Überforderung, das Gefühl, sich kurzfristig dem Arbeitsalltag entziehen zu müssen. „Designing the Disaster“ als Selbstgespräch der GestalterIn, als Projektionsfläche für Gefühle und Gedanken – der GestalterIn zwischen DienstleisterIn und Kreativschaffenden, zwischen DenkerIn und HandwerkerIn.
Herausgearbeitet und instrumentalisiert wird das kreative Potential von Verzweiflung, Frust und Langeweile. „Designing the Disaster“ visualisiert und verbalisiert die eigene Prokrastinationsphase. Gezeigt werden Formen des Aufschiebens – Grunderfahrungen des Scheiterns und dessen mögliche Verarbeitungsformen. Dargestellt werden gestalterische Ersatzhandlungen, unterstrichen und kombiniert mit subjektiv-emotionalen Textfragmenten. Visuelle und textuelle Gefühlsskizzen – Formen der Verzweiflung werden zu Formen des Vergnügens und der Erleichterung.
Das Projekt ist im Rahmen der Masterarbeit an der HAW Hamburg unter Prof. Dr. Anke Haarmann und Prof. Almut Schneider entstanden.
Mit freundlicher Unterstützung der HAW Hamburg, Department Design
Realisiert mit Gotteswinter & Aumaier, München