Fundstücke auf Karton
Nur noch bis zum 18. Oktober sind die Arbeiten von MATTHIAS EDLINGER in der Ausstellung „HAPPY WEEKEND ON A HORSE“ in der FÄRBEREI zu sehen. Katarina Celing besuchte ihn in seiner Ausstellung und wollte mehr über den Künstler des Gedankenmemorys erfahren.
Wann und warum hast du dich entschieden, Künstler zu werden?
Ich habe mich eigentlich schon mit 15/16 entschieden irgendetwas mit Kunst zu machen. Ich habe damals Comicausstellungen gemacht und nur positives Feedback erhalten. Sich selber als Künstler zu bezeichnen, ist immer schwierig, aber seit dem mache ich Kunst im weitesten Sinne.
Wie würdest du deinen eigenen Stil bezeichnen?
Sehr facettenreich, weil ich sehr unterschiedliche Sachen mache. Ich möchte mich jetzt nicht festlegen auf, „ich bin der Typ, der Collagen aus Pappe macht“ die nächsten 30 Jahre. Parallel habe ich Portraitarbeiten angefangen, die aber noch nicht als Reihe fertig ist. Mir ist wichtig, dass ich mich immer neu erfinde. Wie die nächste Ausstellung wird, weiß ich noch nicht: Werden es Siebdrucke, wird es eine Videoinstallation, nur Text auf Leinwänden oder eine Skulptur.
Du hast gerade die Collagen aus Pappe erwähnt, die du momentan in deiner Ausstellung in der Färberei ausstellst. Wie bist du auf das Konzept oder diese Idee gekommen?
Ich versuche es kurz zu machen. Das ist so eine Verkettung von Umständen. Ich war durch einen Kreuzbandriss an mein zu Hause gefesselt und konnte nicht in mein Atelier, konnte nicht großflächig malen, wollte aber weiter irgendwie etwas machen und habe zeitgleich mein großes Zeitschriftenarchiv ausgemistet, wollte aber nicht schöne Bilder und Fotos wegwerfen. Deswegen habe ich angefangen, nur die guten Motive auszuschneiden und zu sortieren. Als nächsten Schritt habe ich mir gedacht, mache ich mal Collagen auf Papier und habe dann die Sachen zusammen geklebt, arrangiert und mit Tusche übermalt. Als ich dann wieder gehen konnte und in meinem Atelier aufgeräumt habe, merkte ich, dass das mit dem weißen Papieruntergrund wahnsinnig langweilig aussieht, so vorhersehbar und aufgeräumt. Auf dem Boden hatte ich noch Pappe liegen, von einer Leinwand die ich grundiert hatte und auf der Farbspritzer waren. Beim Reinkommen sind mir ein paar von den ausgeschnittenen Sachen runter geweht und auf der Pappe gelandet. Beim Aufheben habe ich mir gedacht, das ist doch viel spannender, wenn der Untergrund von den Werken eine Textur hat und eine Geschichte erzählt, jede Pappe ist anders. Dann habe ich wie in so einem Rausch alle alten Pappen, die ich bei Freunden in irgendwelchen Kellerlöchern oder in Werkstätten gefunden habe, gesammelt. Das war dann das fehlende Puzzlestück, das diese Collagentechnik super ergänzt hat. Dann habe ich ein Jahr lang versucht, alles zu kombinieren. Das Ergebnis ist jetzt aktuell in der Färberei zu sehen.
Was ist das Highlight dieser Ausstellung?
Es gibt zwei Highlights. Mein persönliches Highlight ist der Boden des Ausstellungsraumes, der komplett mit Pappe ausgelegt ist. Jeder, der in die Ausstellung geht, trägt seinen Teil dazu bei, dass ich für meine neuen Bilder wieder Untergründe habe. Jeder, der da drüber geht oder etwas verschüttet, verändert und belebt die Pappe. Herzlichen Dank an alle, die da waren. Das zweite Highlight ist eine Kooperation mit meinem Kumpel Philipp Wulk, der ein Motorrad getuned hat und mich bat den Tank und die Felgen zu gestalten.
Gibt es ein Kunstwerk/ Kunstaktion/Künstler/in, das dich besonders beeindruckt?
Mich hat ein Künstler so sehr beeindruckt, dass ich wegen ihm aufgehört habe zu malen: Egon Schiele. Ich war 20 und habe Comics gezeichnet und auch wahnsinnig viel figürlich. Mir haben die Sachen schon gut gefallen, die ich da gemacht habe. Dann habe ich eine Ausstellung von Egon Schiele gesehen und war schockiert. Ich glaube, das war im Haus der Kunst. Ich kannte Egon Schiele vorher nicht. Ich habe seine Bilder gesehen und dachte, der macht das so ähnlich wie ich, nur viel besser, auf einem ganz anderen Level. Das war der Zeitpunkt, wo ich beschlossen habe, jetzt nichts mehr zu zeichnen oder zu malen. Das habe ich dann zehn Jahre durchgezogen. Was mich relativ frustriert hat, weil ich früher immer davon ausgegangen bin, als Künstler etwas ganz neu zu erfinden oder ein Feld neu zu besetzen. Das war relativ schockierend für mich und auch beeindruckend, weil ich die Werke so sensationell gut fand.
Lebst du allein von der Kunst?
Also, wenn man zur Kunst auch Musikvideoarbeiten dazu zählt und Bücher, die ich als Autor so schreibe, dann lebe ich auch von der Kunst, aber jetzt nicht nur von der bildenden Kunst.
Wie würde dein Leben ohne Kunst aussehen?
Wie eine Wohnung ohne Möbel.
Was ist für dich der interessanteste oder schönste Ort in München?
Die Färberei, ist ja ganz klar. Finde ich wirklich, weil ich die jetzt durch die Ausstellung so ein bisschen wieder entdeckt habe und eben lange nicht da war.